Kategorie: Predigten von Doro
Ostermorgen
Befreit
Ins Leben gehen
Weisst Du noch?
„Vater“, lässt Habib Bektas das Kind
fragen, „Vater, reden die Sterne?
Während ich nachdenke über die Frage
beginnt das Kind mit den Sternen zu reden
und die Sterne
erzählen ihm herrliche Geschichten.“
Wisst ihr noch, wie es geschehen?
Immer werden wir‘s erzählen:
wie wir einst den Stern gesehen mitten in der dunklen Nacht.
– Evangelisches Gesangbuch Nr 52 –
Wisst ihr noch, liebe Frauen und Männer, wisst ihr noch, wie es geschehen?
Wisst ihr noch, was sie erzählt, die alte Geschichte der Weihnacht?
Wisst ihr noch von Maria und Joseph und der verzweifelten Suche nach Herberge, da das Kind geboren werden soll?
Von dem Gesang der Engel auf den Feldern vor Bethlehem?
Wisst ihr noch?
Von der Furcht der Hirten?
Wisst ihr noch?
Bethlehem:
In dunkler Nacht – die Botschaft der Freude:
Eure Hoffnung ist Wirklichkeit geworden!
Gott schickt den, der Frieden bringt!, sagt diese Botschaft.
„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden!“ … mitten in der Nacht …
Mitten in der Nacht
Das Leben von seiner dunklen Seite – wenn es nichts zu hoffen gibt – wenn Verzweiflung den Blick verstellt, trübt – wenn jeder für sich / bei sich selbst ist – wenn Angst da ist – wenn kein Weg zu sehen ist – wenn die Ruhe zum Nachdenken ist – wenn sich Raum auftut zum Träumen (vom Leben, was es noch alles bieten könnte…!) – wenn das Tagesgeschehen langsam entweicht –
Mitten in der Krise
Wenn die Infektionszahlen einfach nicht in den Griff zu bekommen sind.
Wenn die Angst den Rücken hinauf kriecht.
Wenn der Raum eng wird, in dem ich mich bewegen kann.
Wenn ich nicht weiß, wie es übermorgen weitergehen soll.
In dunkler Nacht
der Jubel der himmlischen Heerscharen:
Ehre sei Gott in der Höhe!
Taghell wird es da …
In dunkler Nacht die Hoffnung auf Licht.
In dunkler Nacht die Hoffnung auf Frieden – auch und gerade mit mir selbst, wenn alles in Unordnung geraten zu sein scheint.
Erzählt dies Licht doch davon, dass es weitergeht,
dass es ein Morgen gibt, dass sich etwas ändern kann …
In dunkler Nacht – Hoffnung
… auf das Ende einer Nacht, auf das Ende von Schmerzen, auf das Ende quälender Sorge …
die Hoffnung auf Licht.
An anderem Ort:
Sternkundigen weit im Osten fällt ein besonders heller Stern auf. Sie wissen:
Dieser Stern zeigt die Geburt eines Königs an.
Auch hier leuchtet sie auf – die Hoffnung.
Die Hoffnung auf einen Herrscher, der Frieden bringt.
Ein Stern
ein besonderes Licht – ein Lichtblick – eine Hoffnung, die aufscheint – etwas außerhalb meiner selbst – etwas, das mich ins Licht stellt – der den Weg vor mir ausleuchtet – den Weg weist – die Angst nimmt – das Vertrauen stärkt loszugehen –
Ein Stern –
und sie trauen ihren Augen
und sie wagen den Aufbruch.
Der Weg beginnt.
Er beginnt in der Dunkelheit – mit der Zusage, dass dieser Weg ein Ziel hat, mit der Zusage, dass das Leben nicht ins Leere läuft, sondern gelingen wird.
Ein langer Weg – eine weite Strecke …
Sie sind unterwegs. Gemeinsam. Wohl wissend, dass einer auf den anderen angewiesen ist.
Sie folgen dem Stern. Im Vertrauen, dass sie nicht allein unterwegs sind.
Sie folgen ihrer Sehnsucht nach dem ‚Mehr im Leben’ –
voller Spannung, aber sicher, dass er sie zum Ziel führen wird.
Unterwegs kommen dann doch Zweifel auf.
Der Blick in die Karte scheint zwecklos. Die Verbundenheit mit den anderen keine wirkliche Hilfe. Manchmal entzieht sich der Stern den Blicken der Kundigen.
Manchmal ist die Hoffnung kaum noch spürbar.
Die Realität holt die Träume ein. Der Himmel ist verhangen, die Sicht versperrt. Es ist kein Raum, nach dem Himmel zu fragen. Die Zusagen vom Anfang des Weges tragen nicht.
Wer ins Stolpern gerät, schaut lieber auf die Hindernisse vor den Füßen als an den Himmel.
Der Stern scheint erloschen.
Zweifel an der Richtigkeit des Weges kommen auf: Ein neugeborener König ist doch im Palast zu suchen, der Stern aber weist nicht nach Jerusalem, sondern nach Bethlehem.
Die Hoffnung schwindet.
Auch 2000 Jahre später ist das so.
Wer immer wieder den Himmel verhangen erlebt, der weiß schließlich seine Hoffnung nicht mehr zu benennen, der weiß seinen Stern nicht mehr zu erkennen.
Wer seine Sehnsucht nach einem ‚Mehr im Leben’ aufgegeben hat, der bleibt stehen. Der kommt nicht an.
Im Jerusalemer Königspalast erfahren die Sternkundigen von den Gelehrten der Heiligen Schriften von der alten Hoffnung auf einem Friedenkönig, den Gott selbst in die Welt schickt.
Und sie machen sich erneut auf, vertrauen sich noch einmal der Führung des Sternes an.
Die Kraft dazu ist wieder da. Etwas bringt sie auf die Beine –
und dann wieder auf den Weg. Erneut.
Sie gehen.
Und sie finden das Kind in der Krippe.
Sie sind am Ziel.
Sie wissen es: Dieser Mensch hier ist der von Gott gesandte Retter der Welt.
So, wie es die alten Schriften gesagt haben:
“Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen. …. Und er wird der Friede sein.“
Eine Sehnsucht kommt ans Ziel.
Und sie bringen, was sie haben: ihren Reichtum im Gold, die Bitterkeit ihres Lebens in der Myrrhe, ihre ganze Sehnsucht im Weihrauch, den sie niederlegen.
Sie sind am Ziel.
Wo sind wir unterwegs?
Unter einem guten Stern, hoffe ich, allemal.
Jochen Klepper hat das im vergangenen Jahrhundert so gedichtet:
“Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und Schuld, doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr; von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.“
Der Stern der Gotteshuld – von seinem Licht beglänzt, hat das Dunkel meines Lebens seine Macht verloren. Rettung ist angesagt. Unser Leben steht unter diesem besonderen Stern.
Daran dürfen wir uns in der Tat freuen.
Forthin wird der Stern der Gotteshuld unseren Weg beleuchten, er wird ihn ‚beglänzen’, ihm Glanz verleihen.
Und wir?
Wir gehen in seinem Licht vertrauensvoll nach vorne, seiner Zusage gewiss: Manches Dunkel wird mir begegnen, meine Sehnsucht aber wird nicht ins Leere laufen, denn der Stern weist mir den Weg zum Ziel. Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als unser Verstand es begreift, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn. Amen.
Aufgrund der hohen Infektionszahlen ist der Gottesdienst in Bosau am 17.01.2021 abgesagt.
Von Flaschengeistern und was sie mit uns machen – Gottesdienst in Ahrensbök am 18.10.2020
Denn der Geist, den Gott uns geschenkt hat, lässt uns nicht verzagen.
Vielmehr weckt er in uns Kraft, Liebe und Besonnenheit.
Heile du mich, Herr, so werde ich heil. Hilf du mir, so ist mir geholfen.
Jer. 17,14 (Wochenspruch)
Liebe Frauen und Männer, liebe Schwestern und Brüder,
da steht sie – wie ein Häufchen Elend in der Ecke der Synagoge.
„Seht mal – die da!“ haben sie gerufen.
„Die hat ja einen Geist, der sie krumm macht! Hahaha!“
Da muss man schon sehr schwerhörig und dickfällig sein, wenn so etwas spurlos an einem vorübergeht!
Erinnerungen steigen hoch:
Eine Jugendliche hungert sich krank, wird magersüchtig, um Anerkennung eines vermeintlich geliebten Menschen zu bekommen.
Ein älterer Arbeitnehmer bekommt nach längerer krankheitsbedingter Abwesenheit die Kündigung.
Eine Mitarbeiterin verbreitet über den Kollegen Gerüchte, die diesen beim Chef in falsches Licht setzen.
Erfahrungen, die einen Menschen klein machen und krumm.
Sie kennen dieses Gefühl auch?
Eine kleine Übung:
Wir stehen ganz gerade.
Dann stellen wir uns vor, wir würden eine schwere Last tragen.
Sie drückt uns herunter, wir werden dabei gebeugt und schauen nur noch auf den Boden …
stehen ganz gekrümmt da –
wir können einander nicht mehr ins Gesicht sehen.
Auch so richtig tief durchatmen können wir nicht mehr.
Die Last wird immer schwerer, es schmerzt uns der Rücken.
Wir versuchen, einen Schritt zu machen, es geht nur ganz schwer.
Manch eine unter uns mag sagen:
Ich habe keine Perspektive. Ich sehe nur den Fußboden. Keinen Blick nach vorne. Keine Hoffnung auf wirkliche Veränderung/Verbesserung. Die Welt bleibt schlecht. Ich habe keine Hoffnung mehr.
Das Geschiebe über die Aufnahme von Menschen auf der Flucht – brodelnde kriegerische Begegnungen in Berkarabach – Mordanschlag auf einen Regimekritiker vermutlich von höchster Stelle gesteuert –menschenverachtende Präsidenten, ob sie Trump oder Lukaschenko heißen, die machtbesessen über Leichen gehen – schleppend und halbherzig vorankommender Klimaschutz – an der einen oder anderen Stelle gleichgültiger und fahrlässiger Umgang mit Corona – da kann man nur noch verzagt den Kopf hängen lassen.
Ich sehe nur noch den Fußboden vor mir – ja, das ist wie bei der kleinen Übung.
Die Frau in der Synagoge, die vom Anfang meiner Predigt, die war ganz krumm geworden über den vielen belastenden Erfahrungen. Keiner wusste so recht, was mit ihr los war. Vielleicht nicht mal mehr sie selber. Krumm und klein war sie geworden.
„Seht mal – die da!“ Immer wieder haben sie das gerufen.
„Die hat ja einen Geist, der sie krumm macht! Hahaha!“
Viele hatten so über sie gelacht.
Und hatten sie nicht Recht, die Leute?
Sie war doch klein und krumm geworden im Laufe der vielen Jahre. Aber sie hat immer weiter gemacht.
Die Geister, die ich rief, ich wird sie nicht mehr los – ja, so ähnlich.
Der Geist der Verzagtheit hat sich festgesetzt bei ihr. Einmal gerufen, und nochmal gerufen und nochmal ….
„Ich bin stets zu deinen Diensten“, sagt der Geist. Wie bei Aladin und seiner Wunderlampe. Einmal an der Lampe gerieben, steht er auf der Matte, bringt berauschende Mahlzeiten und ein wundervolles Schloss über Nacht, mit dem Aladin so richtig Eindruck schinden kann beim König, der ja die hübsche Prinzessin freigeben soll …
Die Geister, die ich rief, ich wird sie nicht mehr los.
Auch nicht den Geist, der klein und krumm macht.
Den Geist, der verzagen lässt.
Der Frau mit dem krummen Rücken widerfährt etwas Wunderbares.
Auch das erzählt das Lukas-Evangelium:
Jesus lehrt in der Synagoge (das ist so etwas wie eine Kirche).
Die krumme Frau steht in einer Ecke und hört zu.
Plötzlich hört sie, wie Jesus sagt: „Komm zu mir!“
Zuerst merkt sie gar nicht, dass sie gemeint ist.
Doch sie sieht die ganzen Füße, die sich zu ihr umdrehen.
Sie hört nochmal: „Ja, komm zu mir! Frau – dich meine ich!“
Sie humpelt nach vorne zu Jesus.
Einige andere fangen zu tuscheln an.
„Schaut doch mal – wie die geht!!“
Endlich steht sie vorne vor Jesus.
Er sieht sie freundlich an und sagt:
„Sei frei von deiner Krankheit!“
Und er berührt sie. Ganz behutsam. Er richtet sie auf!
Und sie kann den Rücken bewegen!
Sie flüstert: „Gott sei gedankt!“ Und ganz laut: „Halleluja!“
Da weht ein anderer Geist.
Nicht der Geist der Verzagtheit, der die Frau immer weiter zusammenfallen lässt, sondern der Geist der Liebe.
Die krumme Frau richtet sich auf – nein – richtig muss man sagen: Jesus richtet sie auf. Unter seinen Händen, mit seinen Worten kehrt ein anderer Geist bei der Frau ein. Der Geist der Verzagtheit verschwindet, der Geist des Kummers auch und der Geist der Verzweiflung. Ein neuer Geist nimmt Besitz von ihr.
Und das Wunderbare: Alle in der Synagoge haben das gesehen.
Das war damals.
Aber wie kann das heute ‚funktionieren‘?
Ich erzähle Euch eine kleine Geschichte:
Ein Mann hatte zwei Wasserkrüge. Beide Krüge befestigte er an den beiden Enden einer Stange, die er sich über die Schulter legte, wenn er Morgen für Morgen zum Fluss ging, um Wasser zu holen.
Der eine Krug war heil, während der andere einen tiefen Riss hatte, was dazu führte, dass der Krug nahezu leer war, wenn er von der Wasserstelle wieder zu Hause angekommen war.
Der gesprungene Krug war darüber sehr traurig. „Ich schäme mich so schrecklich“, weinte er. „Ich mache einen schlechten Job. Ich fühl mich so misslungen!“
„Aber ich wusste nicht, dass du dich so schlecht fühlst!“, sagte der Mann.
„Tu mir morgen einen Gefallen: Wenn wir von der Wasserstelle zurückkommen, schau mal auf unseren langen Weg zurück!“
Das geschah so.
„Und“ – fragte der Mann: „Hast du die schönen Blumen am Wegrand bemerkt?“
„Ja!“, seufzte der Krug.
„Hast du auch bemerkt, dass sie nur auf der einen Straßenseite wachsen? Ich habe immer bemerkt, dass du einen Sprung hast. Darum habe ich die Blumen am Wegesrand gepflanzt, die du jeden Tag begossen hast. Wenn du nicht so wärst, wie du bist, hätte ich nicht jeden Tag einen Strauß frischer Blumen auf den Tisch stellen können!“
Ich habe eben gefragt, wie ich denn den Geist der Verzagtheit heute loswerden kann.
Vielleicht so.
Vielleicht dadurch, dass ich eine neue Perspektive einnehme.
Wie der kaputte Wasserkrug. Der im Blick zurück etwas Positives zu erkennen vermag und mit und in seinem Mangel etwas Fruchtbringendes schafft.
Das eigentliche Wunder, das in der Synagoge damals geschieht, ist der Tausch der Geister: Der krankmachende Geist der Verzagtheit muss gehen – er darf keine Macht mehr über die Frau ausüben. Unter Jesu Händen findet ein neuer Geist den Weg in die Frau: Der Geist der Liebe – und wie es im Timotheus-Brief heißt: der Geist der Liebe, der Kraft und der Besonnenheit.
Dieser Geist – Gottes Geist – ist auch heute wirksam unter uns. Er ist es, der den Perspektivwechsel schafft.
Aller Verzweiflung, aller bitteren Flaschengeister in uns zum Trotz:
Der Geist, den Gott uns geschenkt hat, lässt uns nicht verzagen.
Vielmehr weckt er in uns Kraft, Liebe und Besonnenheit.
Das schafft den Perspektivwechsel, das schafft Veränderung.
Das Elend unserer Gegenwart bleibt, aber wir beginnen vielleicht nach Möglichkeiten zu suchen, wie wir uns engagieren können. Wie wir diese innere Kraft teilen können. Damit auch andere sich aufrichten und wieder atmen können.
Dieses Geistes Kind möchte ich sein. Und ich will lernen, an dieser von Gott geschenkten inneren Wunderlampe zu reiben, und den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit mir zur Hilfe kommen zu lassen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als unser Verstand begreift, bewahre unser Herz und unseren Sinn in Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.
Lied_ Du verwandelst meine Trauer in Freude, du verwandelst meine Ängste in Mut. Du verwandelst meine Sorgen in Zuversicht. Guter Gott, du verwandelst mich.
DER REGENSCHIRM – Anekdote
Feier zum Gründonnerstag (Doro)
Tischabendmahl
in Erinnerung an die jüdischen Wurzeln
unseres Glaubens
Bodenbild:
Kreuz aus Seil – in der Mitte steht der Leuchter –
die vier Ecken werden während der Erzählung gefüllt:
1.: gelbes Tuch: Elemente des Passafestes: Salzwasser, Bitterkräuter,
Apfelmus, Kerze
2.: oranges Tuch: Duftöl (Salbung in Bethanien)
3.: schwarzes und goldenes Tuch: Brot und Saft/Wein (Kelch)
4.: schwarzes Tuch: großer Stein
Seil aus der Mitte erntfernen – Kerze in die Mitte – Seil um das Bild legen
Erzählung zu den Ereignissen der Karwoche
1 (Weg nach Jerusalem)
In Jerusalem – vor wenigen Tagen hatten die Menschen Jesus einen großen Empfang bereitet:
Sie hatten Kleider auf den Weg geworfen , wie ein König sollte Jesus über einen Teppich in die Stadt hineinschreiten.
Sie hatten mit Zweigen an den Straßenrändern gestanden und gewunken.
Sie hatten gerufen: Hosianna, Hosianna dem Sohn Davids! Du bist der, der uns Freiheit schenkt. Du kommst von Gott! Hosianna!
Jetzt waren sie nun hier in Jerusalem, Jesus und seine Freunde.
Lasst uns heute Abend feiern!, sagte Jesus. Es ist wenige Tage vor Ostern.
Dann ist es Abend.
In einem großen Saal haben sie sich versammelt.
Auch unsere Feier beginnen wir mit einem Blick auf uns selbst:
Die Ereignisse der Karwoche geschahen für uns:
- Jesus hat den Kopf für andere hingehalten.
Wo habe ich mich meiner Verantwortung entzogen? - Jesus hat mit seinen Händen geheilt.
Wo hätte ich zupacken sollen? - Jesus ist dahin gegangen, wo Menschen in Not waren.
Wo hätte ich andere Wege gehen sollen als die, die ich gegangen bin? - Jesus hatte ein Herz für andere.
Habe ich ein Herz für die, die meine Hilfe brauchen?
Auch für uns gilt die Zusage: Du sollst rein gewaschen sein von deinen Versäumnissen durch Gottes Erbarmen.
Das sollen wir spüren: Ich wasche Euch die Hände.
Lit: Gepriesen bist du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde, der du uns geheiligt hast durch deine Gebote und uns den Auftrag gabst, das Festlicht zu entzünden.
Leuchter anzünden
Gepriesen bist du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde, der du unser Leben erhältst und uns Hilfe schenkst und uns diesen Tag sehen lässt.
Mach unser Haus, Gott, zu einem heiligen Raum durch das Licht deines
Angesichtes, das uns so freundlich scheint und das uns Frieden bringt.
Amen.
1. Becher füllen
(Kiddusch – der Lobpreis des Festes)
Lit: Gepriesen bist du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde, der du uns geheiligt hast durch deine Gebote. Gott, in Liebe hast du uns gegeben Jahreszeiten der Freude, Tage der Ruhe und Zeiten der Fröhlichkeit, diesen Festtag der ungesäuerten Brote, den Tag unserer Freiheit, einen heiligen Tag vor allen anderen Tagen, eine Erinnerung an den Auszug. Denn DU hast uns auserwählt, du hast uns deine heiligen Zeiten zum Erbe gegeben. Gepriesen bist du, Herr, der du Israel und die Feste geheiligt hast.
Alle trinken den 1. Becher
Der Tisch wird gedeckt. – große Kerze – Nacheinander wird aufgetragen, was am Abend gebraucht wird.
Es ist immer, in jedem Jahr, dasselbe. Denn in jedem Jahr wird dieses Fest gefeiert. Und immer soll es erinnern an eine Zeit, in der Menschen in Ägypten unter dem großen Herrscher, dem Pharao, sehr gelitten hatten. Salzwasser, Petersilie und Apfelmus werden auf den ‚Tisch’ gestellt. (Salzwasser: Tränen
Petersilie: wie bitter alles war
Apfelmus: Lehm – Ziegel)
So saßen sie beieinander. Sie erzählen davon, wie ihre Großväter und Großmütter gelitten hatten, wie bitter ihnen die Arbeit unter dem Pharao war, wie schwer sie arbeiten mussten und wie viel sie geweint hatten.
(Die Haggadah – der Bericht vom Auszug)
Der 2.Becher wird gefüllt, aber noch nicht getrunken!
Große Kerze wird in die 2. Ecke gestellt.
Lit: Warum ist diese Nacht anders als alle anderen Nächte?
Lit: Weil wir heute an die Nacht denken, da Israel aus der Not in Ägypten befreit wurde.
Lit: Der Syrier verfolgte unsere Väter, die nach Ägypten zogen und dort blieben. Sie waren noch klein an Zahl, doch sie wuchsen heran zu einem starken und zahlreichen Volk. Doch die Ägypter begannen, unser Volk zu unterdrücken und legten ihm die schweren Lasten auf. Da riefen unsere Väter, die Kinder Israels, zum Herrn, dem Gott unserer Väter, der uns hörte und nieder sah auf unsere Unterdrückung und mühsame Arbeit. Und wenn der Heilige – gepriesen sei sein Name – unsere Väter nicht aus Ägypten herausgeführt hätte, vielleicht wären wir immer noch Sklaven.
Es war in der ersten Nacht nach Neumond, und Gott schlug Ägypten mit einer undurchdringlichen Finsternis, und sein Todesengel ging von Tür zu Tür, um alle Erstgeborenen zu schlagen, so dass sich ein großes Wehklagen erhob im Land des Nils.
Überall aber, wo das Blut an die Türpfosten und auf den Schwellen gestrichen war, da ging der Engel Gottes schonend vorbei, und so wurden unsere Väter gerettet. Sie schliefen in dieser Nacht nicht, sondern aßen in großer Eile mit geschürzten Kleidern und dem Reisestab in der Hand das erste Passahmahl, das Opfer der Erstlingsfrüchte zusammen mit dem ungesäuerten Brot.
Das Brot konnte nämlich wegen der Eile nicht aufgehen und zusammen mit dem bitteren Kraut war es ein Zeichen für das Elend unseres Lebens.
Mitten in der Nacht zogen unsere Väter dann unter der Führung des Mose und unter dem Schutz einer leuchtenden Wolke heraus aus dem Sklavenhaus Ägypten. Darin war der Herr uns ganz nahe.
So kamen die Kinder Israels an das Rote Meer.
Ängstlich schauten sie sich um, denn schon hatte es dem Pharao Leid getan, dass er unsere Väter hatte ziehen lassen, und er verfolgte uns.
Doch Mose befahl den Wassern auseinanderzugehen, und trockenen Fußes zogen die Kinder Israels durch das Rote Meer, aber der Pharao fand mit den Seinen den Tod in der Gewalt der zurückfließenden Wasser.
So befreite der Herr, unser Gott, unsere Väter durch die Hand des Mose aus dem Sklavenhaus Ägyptens und führte sie durch die Wüste von Sinai in das Land, das er mit einem Eid versprochen hatte Abraham, Isaak und Jakob.
Und das alles ist geschehen um unseretwillen.
Und wären wir auch alle voller Weisheit und Verständnis, alt an
Jahren und tief verwurzelt in den Traditionen und Gebräuchen, dann müssten wir dennoch jedes Jahr diese Geschichte des Auszugs, unseres Auszugs, erzählen.
Lit: Was bedeutet Passah ?
Lit: Passah bedeutet Osterlamm, das Osterlamm, das geschlachtet wurde und dem Herrn dargebracht, um der Nacht zu gedenken, in der der Heilige – gepriesen sei sein Name – an den Häusern unserer Väter vorüberging.
Lit: Warum essen wir heute Mazzen? An allen anderen Tagen essen wir doch gewöhnliches Brot, das wir beim Bäcker kaufen.
Lit: Wir erinnern uns an das ungesäuerte Brot beim Auszug aus Ägypten. Es ist das Brot der Tränen. Wir denken daran, wie viele Menschen in Armut und Hunger leben müssen.
Lit: Sonst essen wir Gemüse und Salat. Warum essen wir heute bittere Kräuter in Salzwasser?
Lit: Wir essen Bitterkraut, um daran zu denken, dass die Ägypter das Leben unserer Väter bitter machten. Wir essen es, weil wir nicht wegschieben können, was uns weh tut und traurig macht.
Lit: Sonst ist es gleichgültig, wie wir auf einem Stuhl sitzen, heute sitzen wir alle angelehnt. Warum?
Lit: Wer angelehnt sitzen darf, hat ein gutes Leben. Wir dürfen frei und fröhlich sein. Einst waren wir Sklaven in Ägypten, doch Gott hat uns aus der Hand des Pharao errettet.
Lit: Jede Passahfeier erinnert uns an den Auszug aus Ägypten. Daher ist es unsere Pflicht, Gott zu danken, ihn zu loben. Ihn, unseren Gott, der mit uns handelt: Er führt aus dem Kummer zur Freude, aus der Traurigkeit zur fröhlichen Feier, aus Dunkelheit zu strahlendem Licht.
Alle trinken den 2. Becher!
2. (= 2.Ecke) (Salbung in Bethanien)
Da klopfte es. Eine Frau trat ein.
Sie hatte hier eigentlich nichts verloren.
Die Freunde Jesu wollten sie schon abwimmeln. Doch da stand sie schon vor Jesus. Sie hat ein Glas voll mit duftendem Salböl in der Hand. Ohne ein Wort zu sagen, gießt sie ein wenig des Öls über Jesu Kopf.
Der ganze Raum beginnt wunderbar zu duften.
Da schimpfen
die Freunde Jesu:
Wozu diese Verschwendung?!
Dieses kostbare Öl ist viel zu schade. Es hätte teuer verkauft werden können. Und dann hätten wir das Geld den Armen geben können.
Da sagt Jesus zu seinen Jüngern:
Warum macht ihr die Frau traurig?
Sie hat mir mit dem Öl etwas Gutes getan. Den Armen könnt ihr jederzeit etwas schenken. Ich aber bin nicht mehr lange bei euch.
Ich werde bald sterben. Ich freue mich, dass die Frau so liebevoll mit mir umgegangen ist.
So duftet der Raum wie ein ganzer Blumengarten. – Legematerial! –
(Die feierliche Segnung der Speisen)
Lit: Gepriesen bist du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde, der du uns befreit und unsere Väter aus Ägypten geführt hast, der du uns leben ließest bis zu diesem Abend, um das ungesäuerte Brot und die bitteren Kräuter zu essen.
Herr, unser Gott und Gott unserer Väter, dein Wille geschehe durch Jakob, deinen auserwählten Diener, damit dein Name geheiligt werde auf der ganzen Erde und alle Völker eines gesinnt dir dienen. Mit Lobliedern wollen wir dich besingen für unsere Rettung und die Befreiung unseres Lebens.
Tisch decken (3. Ecke), Mazzen auswickeln – Kerze!
Lit: Lasst uns die Bitterkeit in das Salzwasser tauchen und das ungesäuerte Brot mit Bitterkraut zusammenfügen und es als eine Speise essen, wie geschrieben steht:
„Ungesäuertes Brot und bittere Kräuter sollen wir essen.“
Lit: Lasst uns nun Charoseth/Mus zum ungesäuerten Brot und dem Bitterkraut hinzunehmen. Das ziegelfarbige Mus erinnert an die Sklavenarbeit in Ägypten, das Ziegelbrennen zum Bau von Pyramiden.
Alles zusammen essen!
Der 3.Becher wird gefüllt und getrunken!
Zum Fladenbrot wird ein Kelch mit Wein gestellt!
3. (Abendmahl)
Ihr habt es gehört, meine Freunde: Ich werde bald nicht mehr bei euch sein. Heute feiern wir hier in dieser Form zum letzten Mal miteinander. Ich möchte aber, dass ihr nicht traurig seid.
Ihr sollt wissen, dass ich bei euch bleibe, auch wenn ihr mich nicht mehr sehen könnt.
Und dann nimmt er das Brot und er sagt:
Dieses Brot bin ich selber.
Wann immer ihr euch versammelt und das in meinem Namen tut, dann esst von dem Brot und wisst: Ich bin da.
Und dann nimmt er auch den Kelch mit dem Wein und er sagt:
Genauso ist das mit dem Wein.
Wann immer ihr den Wein miteinander teilt und ihr tut das in meinem Namen, dann sollt ihr wissen: Ich bin bei euch.
Brot und Wein könnt ihr schmecken.
Ich bleibe bei euch und das gilt für alle Zeit.
Austeilung:
„Das Brot des Lebens – der Kelch des Heils“
Die vierte Ecke wird zur Grabesecke umgestaltet.
Großer Stein – brennende Kerze
4. (Golgatha)
Dann kommt die Nacht.
Jesus verlässt den Raum und geht in den Garten Gethsemane.
Soldaten nehmen Jesu fest und führen ihn dem Richter vor.
Er wird zum Tod verurteilt.
Jesus stirbt am Kreuz auf Golgatha. – Kerze löschen –
Er wird in einer Höhle begraben.
Ein großer Stein wird vor das Grab gerollt.
5. Ostern
Seil herumgeben – um das Bodenbild legen
Kerze anzünden – in die Mitte stellen
Wir wissen, dass Jesus nicht tot geblieben ist.
Drei Tage später hat Gott ihm neues Leben geschenkt.
Wir dürfen daran glauben
und uns immer wieder vergewissern:
Jesus ist bei uns. Denn wir dürfen, wie heute, Brot und Wein in seinem Namen miteinander teilen. Amen.
Predigt zu der Geschichte von Varenka und der Jahreslosung 2020: „Ich glaube. Hilf meinem Unglauben!“ (Doro)
Friede sei mit euch!
Liebe Frauen und Männer, liebe Schwestern und Brüder!
Vor langer Zeit lebte in den alten Wäldern Russlands eine Witwe mit Namen Varenka. Ihr kleines Holzhaus lag tief im Wald – nur selten kam jemand hier vorbei.
Varenka hatte alles, was sie brauchte: einen Tisch und ein paar Stühle, Kästen für Brot und Käse und Geschirr. Nahe des Ofens hatte sie einen kleinen Altar gebaut. Auf der warmen Ofenbank fand sie nachts ein Plätzchen zum Schlafen.
Varenka war glücklich.
Eines Tages kam eine Gruppe von Leuten vorbei. In heller Aufregung riefen sie: „Varenka, schnell, pack ein paar Sachen. Im Westen tobt ein schrecklicher Krieg. Jeden Tag kommt er näher. Komm mit uns mit, bevor dir etwas zustößt!“
Varenka überlegte einen kurzen Moment. Dann sagte sie: „Nein, ich bleibe hier. Wer wird die müden Wanderer stärken, wenn ich mit euch mitgehe? Wer nimmt sich der Kinder an, die sich im Wald verirren? Wer wird sich um die Tiere des Waldes kümmern, wenn der Winter kommt? Nein – ich komme nicht mit. Ich bleibe!
Doch ihr – ihr möget euch beeilen. Zieht weiter und Gott schütze euch!“
Am Abend dieses Tages, als es still wurde im Wald, da hörte Varenka das Donnern der Kanonen und sie kniete an ihrem Altar und betete zu Gott:
Bitte bau eine Mauer um mein Haus, damit mich niemand hier findet!
Es wurde Nacht und die Kanonen verstummten. Friede lag über dem Wald.
Nur – Gott kam nicht und niemand baute eine Mauer um Varenkas Haus.
Als Varenka am nächsten Tag aus dem Wald heimkehrt, steht vor ihrer Hütte Pjotr, der Ziegenhirt – im Arm ein Ziege, das einzige, was ihm geblieben ist. Varenka bittet ihn hinein und als der Abend kommt, da kniet sie nieder an ihrem Altar und betet:
Bitte bau eine Mauer um mein Haus, damit uns niemand hier findet!
Es wurde Nacht und die Kanonen verstummten. Friede lag über dem Wald.
Nur – Gott kam nicht und niemand baute eine Mauer um Varenkas Haus.
In der Frühe des nächsten Tages geht Varenka Pilze sammeln. Erschrocken fährt sie hoch, als sie in einem hohlen Baum einen jungen Mann schlafend entdeckt. Auch ihn, den Maler Stjepan nimmt sie mit nach Hause. Ihn, sein Bild und die kleine weiße Blume.
Und als der Abend kommt, da kniet sie nieder an ihrem Altar und betet:
Bitte bau eine Mauer um mein Haus, damit uns niemand hier findet!
Es wurde Nacht und die Kanonen verstummten. Friede lag über dem Wald.
Nur – Gott kam nicht und niemand baute eine Mauer um Varenkas Haus.
Am dritten Tag ist das Donnern der Kanonen sehr laut. Kaum vernehmbar hört Varenka die weinende Stimme eines Kindes vor ihrer Tür. „Ich habe Vater und Mutter auf der Flucht verloren und hab mich verirrt. Ich roch den Duft des Brotes.“ So kam auch Bodula ins Haus.
Und als der Abend kommt, da kniet sie nieder an ihrem Altar und betet:
Bitte bau eine Mauer um mein Haus, damit uns niemand hier findet!
Es wurde Nacht und die Kanonen verstummten. Friede lag über dem Wald.
Nur – Gott kam nicht und niemand baute eine Mauer um Varenkas Haus.
Auch in dieser Nacht war alles sehr still. Doch um die stillste Stunde herum vernahm Varenka einen leisen Ton. Vorsichtig öffnete sie einen Fensterladen und sah, dass Schnee fiel.
Sie trat vor ihren Altar, fiel auf die Knie und dankte Gott.
Und als der Morgen kam, da war das kleine Haus bedeckt von Schnee.
Als am Mittag die Soldaten kamen, da sah keiner von ihnen das kleine Haus unter der Schneehülle. Und sie gingen vorüber.
Pjotr, Stjepan, Bodula und Varenka aber dankten Gott.
Man erzählt, in diesem Teil Russlands habe es nie wieder Krieg gegeben.
Eine Geschichte wie ein Märchen – weit weg von uns hier in Kellenhusen –
weit weg, so will es scheinen, von dem, was unseren Alltag prägt.
Was hat diese märchenhafte alte Geschichte hier verloren?
Ich will benennen, was mich bewegt hat, diese Geschichte auszusuchen.
Wir teilen die Ängste, die diese 4 Menschen in dem kleinen Haus bewegen.
Angst vor diesem oder jenem, vor kleinen Tragödien und großen erschütternden Ereignissen.
Wir teilen die Ängste.
Was passiert, wenn ich schwer erkranke?
Wie verkrafte ich, wenn ein geliebter Mensch in meiner nächsten Umgebung stirbt?
Wie entwickelt sich die angespannte Lage im Nahen Osten und an anderen Kriegsschauplätzen dieser unserer Welt?
Wie kann ich der ständig zunehmenden Gewalt begegnen?
Die Ängste in dem kleinen Haus im Wald können wir sehr gut verstehen.
Das ist das eine.
Und das andere, was mich bewogen hat, diese Geschichte auszuwählen, ist:
Die Geschichte malt ein sehr anschauliches Bild von dem, was Menschen bewegen können, die an Gott glauben.➢ Varenka hat ein offenes Auge und ein weites Herz. Beides hilft ihr, die Not der drei anderen zu erkennen und Abhilfe zu schaffen. Auf engstem Raum beieinander, tun sie etwas, was ihre Ängste erträglicher macht: sie essen und trinken miteinander, sie singen, sie erzählen einander von sich selbst.
Das ist das eine.
➢ Und der andere Gedanke:
Varenka glaubt an Gott und sie rechnet mit seiner Hilfe – ganz konkret. Das meint der vielleicht etwas angestaubte Begriff ‚Hoffnung’.
Hoffnung: Gott wird eine Mauer bauen, damit wir vier hier in diesem kleinen Haus nicht umkommen.
Hoffnung: Gott findet Wege, die vielleicht zunächst außerhalb meiner Denkens und meiner Erfahrung liegen, um zu helfen.
Hoffnung: Gott hat mit mir zu tun. Ganz konkret. Nicht erst später mal, wenn ich alt bin. Wenn ich krank bin. Wenn ich in Gefahr bin.
Eine Geschichte wie ein Märchen – weit weg von uns hier in Kellenhusen –
weit weg, so will es scheinen, von dem, was unseren Alltag prägt.
Aber vielleicht doch nicht so weit weg …
denn genau das möchte ich doch erfahren können:
Dass ich erleben kann, dass mein Glaube an den lebendigen Gott etwas bewegt – in meinem kleinen Alltag, und damit auch in den großen Zusammenhängen des menschlichen Lebens.
Gemeinsam essen und trinken,
einander von dem erzählen, was einem wichtig ist – gegen die Angst, die in uns steckt – wie die vier Menschen in Varenkas Haus.
Und die Hoffnung lebendig erhalten –
die Hoffnung, dass Gott manchmal Wege findet, mir zu helfen, die außerhalb meines Denkens stehen und den Erfahrungen, die ich bis jetzt gemacht habe, trotzt.
„Ich glaube. Hilf du, Gott, meinem Unglauben!“
Die Jahreslosung aus dem Markus-Evangelium nimmt das auf.
Ich glaube.
Ich glaube an den lebendigen Gott.
Und ich will mich nicht davon abbringen lassen.
Ich will mich nicht davon abbringen lassen, dass dieser Gott an meiner und an deiner Seite steht.
„Hilf meinem Unglauben, Gott!“
Erinnere mich daran, dass ich getauft bin.
Dass du mir zugesagt hast: Du, Menschenkind, bist mir wichtig und wertvoll. Ich brauche dich, damit Frieden wird.
Frieden – wie damals im Wald und weit darüber hinaus.
Ich glaube an den lebendigen Gott.
D.h.: Ich bin Gottes Hoffnungsträger in dieser unserer so maroden Welt.
Ich darf Gott an meiner Seite wissen, und ich darf Gott um Kraft bitten, dem Amt des Hoffnungsträgers gerecht werden zu können.
Und Gott wird sich bitten lassen. Um den Schutz einer Mauer genauso wie das Einreißen einer Mauer, um die Bereitschaft zum Gespräch, das abgebrochen ist genauso wie um Begleitung, wo ein Mensch vereinsamt.
So wünsche ich uns allen ein von Gott gesegnetes Neues Jahr 2020!