Purim-Gott rettet sein Volk Predigt 5.7.2020 in Cismar (Wolfgang)

Die Geschichte, die ich Ihnen heute erzählen möchte kommt uns allen fast zu bekannt vor: Es gab den großen Plan, alle Juden sollten getötet werden. Und nicht nur in einer Stadt, sondern im ganzen großen Reich.Und damit die Juden keinen Verdacht schöpfen können wurde der Plan geheim gehalten. Der Tag an dem dies geschehen würde wurde keinem bekannt gemacht, man wollte den Tag kurzfristig durch das Los bestimmen, um die Juden in Sicherheit zu wiegen.

Wir ahnen schon, was jetzt geschah. Wieder einer von den vielfältigen Versuchen, Gottes Volk auszurotten. Wie es in der Geschichte immer wieder passierte, zuerst versklavt von den Ägyptern um ihre Arbeitskraft auszubeuten, dann vertrieben in die babylonische Gefangenschaft um ihr erstes Reich zu zerstören, dann als sie Autonomie von der römischen Besatzung vergeblich erkämpften im ganzen römischen Reich verteilt, viele wieder jetzt als römische Sklaven. Und dann im Mittelalter, als die christlichen Kreuzritter Rache für den Tod Jesu nehmen wollten, für den sie die Juden verantwortlich machten, obwohl doch die Römer das Todesurteil aussprachen. Und zur Zeiten der Pest, als man Juden tötete, weil man ihnen vorwarf die Brunnen zu vergiften – nicht wissend das die Pest in den jüdischen Gettos nur deshalb weniger wütete, weil dort die hygenischen Verhälntnisse besser waren. Im katholischen Spanien erdosselte die christliche Inquisition die Juden, wenn sie nicht schon vorher aus dem Land vertrieben waren. Was Luther Schlimmes über die Juden gesagt hat, war hier in Deutschland der Nährboden für den wachsenden Antisemitismus, gerade im Bereich der evangelischen Kirchen. Aber auch in der Zeit der Aufklärung gab es die Anfeindungen, denen die wenigen Juden sich gegenübersahen, die zu Wohlstand und Reichtum gekommen waren – plötzlich waren alle Juden in den Augen der Welt Schmarotzer und Betrüger, die den anderen das Geld aus der Tasche zogen. Der deutsche Nationalismus hatte von Anfang an immer wieder antisemitische Züge, die dann im Rassenwahn der Nazis endeten, als man versuchte eine minderwertige jüdische Rasse zu definieren. Der Holocaust war die Folge. Aber noch vor wenigen Wochen versucht ein rechter nationalistischer antisemitischer Spinner in Halle die Juden beim Gebet in der Synagoge zu ermorden – von vielen rechten Gruppierungen im Land bejubelt. Antisemitismus hat viele Gesichter, richtet sich manchmal gegen einzelne Juden, oft aber auch gegen die Religion der Juden oder ihren Versuch einen Staat aufzubauen. Und oft ist Unkenntnis über die uns manchmal seltsam anmutenden Gebräuche und Riten die Ursache.

In der Geschichte, die ich Ihnen heute erzähle ist alles anders. Sie passierte im Reich der Perser, lange vor Christi geburt. Damals ging der Plan nicht auf . Damals ging es gut aus. Alle Juden wurden gerettet. Man mag es kaum glauben. Und das weil zwei mutige Menschen das fast Unmögliche versuchten – die Maschinerie des Todes aufzuhalten. Und wie zum Trotz feiern heute die Juden in aller Welt jedes Jahr das Purimfest, also das Fest des Loses, das damals nicht gezogen wurde

Da sind zuerst die 4 Hauptpersonen in diesem Drama : Xerxes der Erste, Herrscher über das Perserreich, das damals von Indien bis Griechenland und vom Schwarzen Meer bis zum Roren Meer reichte. Haman, sein oberster Verwaltungschef, der die Juden ermorden wollte. Mardochai, ein Jude, der den König früher vor einem Anschlag bewahrt hatte. Und die Hauptperson: Ester, eine elternlos aufgewachsene jüdische Pflegetochter von Mardochai, die, als der König seine Ehefrau nicht mehr anerkannte, zu einer seiner bevorzugten Geliebten wurde.

Der Ort des Dramas : Susa, im heutugen Iran, nahe der Grenze zum Irak.

Die Zeit . Ungefähr 500 Jahre vor Christus

Warum der Verwalter Haman alle Juden umbringen wollte, erzählt das Buch Ester im alten Testament nicht, aber wahrscheinlich wollte er und seine politischen Freunde sich bereichern, möglicherweise fürchten sie sich auch vor der fremden Kultur und Religion, die überall im Land an Bedeutung gewann.

Hamans Plan wäre sicher aufgegangen, wenn nicht Mardochai über Ester davon erfahren hätte. Mardochai stellt sich demonstrativ gekleidet in einem Sack vor den Palast, ohne dem König die angemessene Ehre zu geben und fastet dort viele Tage. Als Ester davon erfährt, beschließt sie einzugreifen, obwohl sie sich dadurch auch selber gefährdete. Denn es war allen verboten selber zum König zu gehen, wenn der es nicht angeordnet hatte, nicht mal seine Frauen. Sie geht trotzdem zum König und bittet ihn und Haman zu einem Festmahl in ihren Gemächern. Und der König lässt sich darauf ein. Bei dem Essen, nach mehrern Gläsern Wein, verspricht ihr der König jeden Wunsch zu erfüllen, und sei es das halbe Königreich. Sie aber bittet den König nur zu einem weiteren Festmahl zusammen mit Haman zu kommen, wo sie ihm ihre Bitte vortragen würde. Über Hamans Plan schweigt sie und der fühlt sich danach schon völlig sicher, dass sein Plan aufgeht. Und weil er so sicher ist lässt er schon für Mardochai, der immer noch in seinem Sack vor dem Tor des Königs fastet, einen Galgen errichten. Bei dem zweiten Festmahl erinnert Ester den König daran, dass Mardochai ihn früher vor einem geplanten Attentat gerettet hat. Sie verrät dem König den geheimen Plan des Haman und auch, dass Haman bereits für Mardochai einen Galgen aufgestellt hat. Und sie bittet, Haman zu entlassen, und um das Leben der Juden im Reich. Der König ist so erzürnt, das er nicht nur Haman als Verwalter entlässt, sondern ihn am Galgen, der für Mardochai errichtet wurde aufhängen lässt. Und der König verfügt, dass alle Juden sicher in seinem Reich leben sollen.

Und bis heute wird deshalb Purim jedes Jahr gefeiert. Und wie! Wenn Juden feiern dann auch so gründlich, wie man es sonst eher von jüdischen Hochzeiten kennt. Wie ein kleines Video des Südwestfunks aus Tel Aviv zeigt.

Die Ähnlichkeit mit Fröhlichkeit im rheinischen Karneval ist schon verblüffend, dort weiß ja auch nur noch selten jemand, dass Karneval die letzten Tage vor der Fastenzeit als Erinnrung an die Passion Jesu sind. Und so witzige Ritale wie das Ausbuhen des Haman in der Synagoge wünsche ich mir manchmal in unseren so trockenen Gottesdiensten.

Für uns heißt das aber auch: Obwohl es Antisemitismus immer wieder geben wird, es gibt auch ein freies Leben für das Volk Gottes. So wie in Davids Großreich, unter Xerxes in Persien, im Spanien der islamisch-maurischen Zeit oder heute in USA, Israel und erfreulicherweise gerade in Berlin.

Und bei aller Kritik an der Politik des jüdischen Staates bleibt für uns Christen die Pflicht Gottes Volk auf der Erde zu schützen, wo immer es bedroht wird. Und imer dort widersprechen, wo Juden pauschal abgewertet oder ausgegrenzt werden. Verrückte Antisemiten wird es wohl immer geben, aber ihre Ideologie darf nie wieder wie im Nazideutschland oder im heutigen Iran zur Staatdoktrin werden.

Und die Geschichte kann uns Mut machen, gewaltfreie Aktionen, wie die Fastenaktion von Mardochai, können einen unheilvollen Verlauf stoppen. Sie erinnert an ähnliche erfolgreiche Aktionen von Gandis oder von Martin Luther King. Und auch Ester, die durch kluges Geschick im Einsatz aller zur Verfügung stehenden Mittel, wahrscheinlich auch gerade iherer erotischen Anziehungskraft, den König auf ihre Seite zieht, um ihr Volk zu retten.

Aber mir geht es so: Ich frage mich dann immer, ist die Ester-Geschichte nicht vielleicht nur ein Märchen aus alter Zeit, um die verfolgten Juden zu trösten. Vor 3 Wochen fand ich zufällig in der Zeitschrift GEO-Wissen ein Bericht der 82-jährigen Jüdin Tanja Dreifuss, der beschreibt, dass gerade das Undenkbare manchmal bei Gott möglich wird. Freu Brand liest Ihnen den Bericht vor:

Da bleibt mir nur Amen zu sagen.

Projekt Uhlenbusch: Seniorendorf mutiert zum Hundedorf

Dorf auf der ehemaligen Seekoppel in Bosau ist auf den Hund gekommen

Und das im wahrsten Sinne des Wortes – ganz was Besonderes sollte es sein, dieses wie eine Ferienhaussiedlung anmutende Dörfchen am Ende des Ortes Bosau:  Hier will man Gemeinschaft leben, hier achtet man aufeinander, hier soll man aktiv und selbstbestimmt alt werden, ein würdevolles Leben führen können bis zum Ende.

Diese Vision des Gründer-Ehepaars Ulrich und Caroline Reimann hat mich seinerzeit begeistert: meine Restlaufzeit nicht allein und nicht in einer Alten- und Pflegeeinrichtung  verbringen zu müssen, eine alternative Lebensform aufzubauen, in dem Menschen miteinander die Tücken des Älter-Werdens gemeinsam meistern können, indem sie einander unterstützen mit dem, was sie noch können, um so bis ins hohe Alter in einem seniorengerechten und ökologischen Dorf ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.

Die Vision ist wie eine Seifenblase zerplatzt.

1. Das Dorf Uhlenbusch ist in dem, wie es sich heute – auch in der Öffentlichkeit – präsentiert, nicht wirklich auf das Alter ausgerichtet und Menschen, die pflegebedürftig werden, sehen sich gezwungen, das Dorf zu verlassen.

2. Menschen mit eigenen Ideen zur Lebensgestaltung der Gemeinschaft sind nicht erwünscht.

3. Die vom Dorfgründer gepriesene besondere Qualität im Umgang und Gespräch miteinander hat sich ins Gegenteil verkehrt: Der Anspruch, mit Respekt und Toleranz miteinander umzugehen, wird mit Füßen getreten:  nicht genehme Bewohner werden ausgegrenzt. Das hat Strukturen von Mobbing und dazu geführt, dass die ‚erste Uhlenbusch-Generation‘ nach und nach den Uhlenbusch verlässt. Diese Ausgrenzungen passieren sehr gezielt: Man enthält bestimmten Mietern Informationen vor, verbreitet Gerüchte über sie, weist sie hin auf ihr Recht kündigen zu können, behandelt sie so, als gäbe es sie gar nicht, und anderes mehr.

4. Das Dorf Uhlenbusch ist von einem zwei Meter hohen Zaun und hohem Tor umschlossen und vermittelt der Umgebung den Eindruck einer hier lebenden elitären Gemeinschaft, die mit anderen nichts zu tun haben will. Dementsprechend wird das Uhlenbusch-Dorf bezeichnet als JVA, Ghetto und Tierversuchsstation; als Bewohnerin habe ich zuweilen den Eindruck, in einem großen Hundezwinger zu leben. Hunde stehen für den Vermieter an oberster Stelle, potentielle Mieter werden danach ausgesucht, ob sie Hundebesitzer sind. So leben in diesem Dorf z.Zt. zirka 20 Hunde auf Wegen und Abwegen, denn nicht jeder Hund ist  hier mit seinem Frauchen oder Herrchen unterwegs.

Wie mutiert ist der ursprüngliche Plan eines seniorengerechten Dorfes, in dem man Gemeinschaft lebt! Aus meiner heutiger Perspektive gesehen, hat man uns, die erste Mietergeneration, mit einer Vision für ein alternatives Wohnen im Alter angeworben, uns ‚benutzt als geldgebende Pioniere‘, und kann uns jetzt, da wohl alles im Sinne der GmbH läuft, nicht schnell genug loswerden. Das ist bitter!

                                                                                                                                       Dorothea Brand

Von der Demokratie über die Soziokratie zur Willkürherrschaft der Grundbesitzer im Uhlenbusch

Der Anfang

Zu Beginn gab es im Uhlenbusch einen wöchentlichen Kennlerntreff, an dem alle recht regelmäßig teilnahmen, auch die Vermieter (Ulli und Caroline Reimann). Aber die Auseinandersetzungen waren oft sehr emotional. Lebte man doch auf einer Baustelle, wo es vieles noch nicht gab und einiges nicht funktionierte. So entstand nach und nach das Bedürfnis diese Treffen zu strukturieren. Meist wählte man einfach eine Gesprächsleitung, damit überhaupt jeder gleichberechtigt zu Wort kam.

Die vorläufige Mietervertretung

Dann organisierte einer der Bewohner (Herbert Stierel-Domeyer) nach einem soziokratischen Verfahren die Wahl einer dreiköpfigen Mietervertretung. Gewählt wurden Edith Pingel, Wolfgang Kummerfeldt und Helgard Stahl. Diese Mietervertretung nannte sich vorläufig, da erst die Hälfte der Bewohner eingezogen war. Leider gab es keine Einigung der Mieterversammlung, wie bei Nichteinstimmigkeit entschieden werden sollte. Innerhalb der vorläufigen Mietervertretung galt das Mehrheitsprinzip. Nachdem die Kritik an den Vermietern immer stärker wurde, zogen die sich weitgehend aus der Mieterversammlung zurück. Insbesondere die Diskussion um die Gartengestaltung und über Zaun und Tor zeigte unüberwindliche Gegensätze zwischen sehr vielen Bewohnern und den Vermietern.

Soziokratie und Satzung

Als alle 30 Häuser standen, lud der Vermieter zu einer ersten Vollversammlung ein und stellte sein Soziokratiemodell vor: 6 Säulen für die verschiedenen Bereiche, die er mit 6 Personen als Leitung besetzt hatte. Auf die Kritik an diesem undemokratischen Vorgehen erwiderte er, es könne ja jemand einen Gegenvorschlag machen. Das geschah daraufhin durch Hans-Jochen Laabs und Klaus von Bröckel. So gab es drei Satzungsvorschläge. Daraufhin haben Elke Badur-Siefert, die den Vorschlag der Vermieter vertrat, und Hans-Jochen und Klaus einen gemeinsamen Kompromissvorschlag vorgelegt. Der fand in der folgenden Vollversammlung nur eine Zweidrittelmehrheit. Daraufhin wurde er vom Vermieter abgelehnt, der auf Einstimmigkeit bestand. Er selber hatte offensichtlich dagegen gestimmt.

Situation heute

Seitdem werden alle Entscheidungen recht willkürlich nur vom Vermieter getroffen – ohne einen Uhlenrat, den der Anhang zum Mietvertrag eigentlich vorsieht. Der Zaun um das Gelände wurde durch ein 2m hohes Tor ergänzt, die Außenflächen nach seinem Plan gestaltet oder oft ungestaltet gelassen. Der Unmut der ersten Bewohner führte dazu, dass von den ursprünglichen Mietern mehr als die Hälfte ausgezogen ist. Als neue Bewohner wurden fast nur noch Hundebesitzer vom Vermieter ausgewählt. Auch die Nutzungsregelungen für Gästezimmer, Gemeinschaftshaus und Sauna wurden ohne Absprachen mit den Bewohnern festgelegt.

Feier zum Gründonnerstag (Doro)

Tischabendmahl in Erinnerung an die jüdischen Wurzeln unseres Glaubens

Bodenbild
:
Kreuz aus Seil – in der Mitte steht der Leuchter –
die vier Ecken werden während der Erzählung gefüllt:

1.: gelbes Tuch: Elemente des Passafestes: Salzwasser, Bitterkräuter,
Apfelmus, Kerze
2.: oranges Tuch: Duftöl (Salbung in Bethanien)

3.: schwarzes und goldenes Tuch: Brot und Saft/Wein (Kelch)
4.: schwarzes Tuch: großer Stein

Seil aus der Mitte erntfernen – Kerze in die Mitte
Seil um das Bild legen

09.April 2020 Bosau

Erzählung zu den Ereignissen der Karwoche

1 (Weg nach Jerusalem)

In Jerusalem – vor wenigen Tagen hatten die Menschen Jesus einen großen Empfang bereitet:

Sie hatten Kleider auf den Weg geworfen , wie ein König sollte Jesus über einen Teppich in die Stadt hineinschreiten.

Sie hatten mit Zweigen an den Straßenrändern gestanden und gewunken.
Sie hatten gerufen: Hosianna, Hosianna dem Sohn Davids! Du bist der, der uns Freiheit schenkt. Du kommst von Gott! Hosianna!

Jetzt waren sie nun hier in Jerusalem, Jesus und seine Freunde.
Lasst uns heute Abend feiern!, sagte Jesus. Es ist wenige Tage vor Ostern.

Dann ist es Abend.
In einem großen Saal haben sie sich versammelt.

Auch unsere Feier beginnen wir mit einem Blick auf uns selbst:   
Die Ereignisse der Karwoche geschahen für uns:      

  • Jesus hat den Kopf für andere hingehalten.
    Wo habe ich mich meiner Verantwortung entzogen?
  • Jesus hat mit seinen Händen geheilt.
    Wo hätte ich zupacken sollen?
  • Jesus ist dahin gegangen, wo Menschen in Not waren.
    Wo hätte ich andere Wege gehen sollen als die, die ich gegangen bin?
  • Jesus hatte ein Herz für andere.
    Habe ich ein Herz für die, die meine Hilfe brauchen?

Auch für uns gilt die Zusage: Du sollst rein gewaschen sein von deinen Versäumnissen durch Gottes Erbarmen.
Das sollen wir spüren: Ich wasche Euch die Hände.

Lit: Gepriesen bist du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde, der du uns geheiligt hast durch deine Gebote und uns den Auftrag gabst, das Festlicht zu entzünden.

Leuchter anzünden
Gepriesen bist du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde, der du unser Leben erhältst und uns Hilfe schenkst und uns diesen Tag sehen lässt.
Mach unser Haus, Gott,  zu einem heiligen Raum durch das Licht deines
Angesichtes, das uns so freundlich scheint und das uns Frieden bringt.
Amen.  

1. Becher füllen

(Kiddusch – der Lobpreis des Festes)

Lit:    Gepriesen bist du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde, der du uns geheiligt hast durch deine Gebote. Gott, in Liebe hast du uns gegeben Jahreszeiten der Freude, Tage der Ruhe und Zeiten der Fröhlichkeit, diesen Festtag der ungesäuerten Brote, den Tag unserer Freiheit, einen heiligen Tag vor allen anderen Tagen, eine Erinnerung an den Auszug. Denn DU hast uns auserwählt, du hast uns deine heiligen Zeiten zum Erbe gegeben. Gepriesen bist du, Herr, der du Israel und die Feste geheiligt hast.

Alle trinken den 1. Becher

Der Tisch wird gedeckt.                                                              – große Kerze – Nacheinander wird aufgetragen, was am Abend gebraucht wird.
Es ist immer, in jedem Jahr, dasselbe. Denn in jedem Jahr wird dieses Fest gefeiert. Und immer soll es erinnern an eine Zeit, in der Menschen in Ägypten unter dem großen Herrscher, dem Pharao, sehr gelitten hatten. Salzwasser, Petersilie und Apfelmus werden auf den ‚Tisch’ gestellt. (Salzwasser: Tränen
Petersilie: wie bitter alles war
Apfelmus: Lehm – Ziegel)

So saßen sie beieinander. Sie erzählen davon, wie ihre Großväter und Großmütter gelitten hatten, wie bitter ihnen die Arbeit unter dem Pharao war, wie schwer sie arbeiten mussten und wie viel sie geweint hatten.

(Die Haggadah – der Bericht vom Auszug)
Der 2.Becher wird gefüllt, aber noch  nicht getrunken!
Große Kerze wird in die 2. Ecke gestellt.

Lit:   Warum ist diese Nacht anders als alle anderen Nächte?

Lit:   Weil wir heute an die Nacht denken, da Israel aus der Not in Ägypten befreit wurde.

Lit:   Der Syrier verfolgte unsere Väter, die nach Ägypten zogen und dort blieben. Sie waren noch klein an Zahl, doch sie wuchsen heran zu einem starken und zahlreichen Volk. Doch die Ägypter begannen, unser Volk zu unterdrücken und legten ihm die schweren Lasten auf. Da riefen unsere Väter, die Kinder Israels, zum Herrn, dem Gott unserer Väter, der uns hörte und nieder sah auf unsere Unterdrückung und mühsame Arbeit. Und wenn der Heilige – gepriesen sei sein Name – unsere Väter nicht aus Ägypten herausgeführt hätte, vielleicht wären wir immer noch Sklaven.

Es war in der ersten Nacht nach Neumond, und Gott schlug Ägypten mit einer undurchdringlichen Finsternis, und sein Todesengel ging von Tür zu Tür, um alle Erstgeborenen zu schlagen, so dass sich ein großes Wehklagen erhob im Land des Nils.

Überall aber, wo das Blut an die Türpfosten und auf den Schwellen gestrichen war, da ging der Engel Gottes schonend vorbei, und so wurden unsere Väter gerettet. Sie schliefen in dieser Nacht nicht, sondern aßen in großer Eile mit geschürzten Kleidern und dem Reisestab in der Hand das erste Passahmahl, das Opfer der Erstlingsfrüchte zusammen mit dem ungesäuerten Brot.
Das Brot konnte nämlich wegen der Eile nicht aufgehen und zusammen mit dem bitteren Kraut war es ein Zeichen für das Elend unseres Lebens.

Mitten in der Nacht zogen unsere Väter dann unter der Führung des Mose und unter dem Schutz einer leuchtenden Wolke heraus aus dem Sklavenhaus Ägypten. Darin war der Herr uns ganz nahe.
So kamen die Kinder Israels an das Rote Meer.
Ängstlich schauten sie sich um, denn schon hatte es dem Pharao Leid getan, dass er unsere Väter hatte ziehen lassen, und er verfolgte uns.

Doch Mose befahl den Wassern auseinanderzugehen, und trockenen Fußes zogen die Kinder Israels durch das Rote Meer, aber der Pharao fand mit den Seinen den Tod in der Gewalt der zurückfließenden Wasser.
So befreite der Herr,  unser Gott, unsere Väter durch die Hand des Mose aus dem Sklavenhaus Ägyptens und führte sie durch die Wüste von Sinai in das Land, das er mit einem Eid versprochen hatte Abraham, Isaak und Jakob.
Und das alles ist geschehen um unseretwillen.
Und wären wir auch alle voller Weisheit und Verständnis, alt an
Jahren und tief verwurzelt in den Traditionen und Gebräuchen, dann müssten wir dennoch jedes Jahr diese Geschichte des Auszugs, unseres Auszugs, erzählen.

Lit:    Was bedeutet Passah ?
       
Lit:    Passah bedeutet Osterlamm, das Osterlamm, das geschlachtet wurde und dem Herrn dargebracht, um der Nacht zu gedenken, in der der Heilige – gepriesen sei sein Name – an den Häusern unserer Väter vorüberging.

Lit:   Warum essen wir heute Mazzen? An allen anderen Tagen essen wir doch gewöhnliches Brot, das wir beim Bäcker kaufen.

Lit:   Wir erinnern uns an das ungesäuerte Brot beim Auszug aus Ägypten. Es ist das Brot der Tränen. Wir denken daran, wie viele Menschen in Armut und Hunger leben müssen.

Lit:   Sonst essen wir Gemüse und Salat. Warum essen wir heute bittere Kräuter in Salzwasser?

Lit:   Wir essen Bitterkraut, um daran zu denken, dass die Ägypter das Leben unserer Väter bitter machten. Wir essen es, weil wir nicht wegschieben können, was uns weh tut und traurig macht.


Lit:   Sonst ist es gleichgültig, wie wir auf einem Stuhl sitzen, heute sitzen wir alle angelehnt. Warum?

Lit:   Wer angelehnt sitzen darf, hat ein gutes Leben. Wir dürfen frei und fröhlich sein. Einst waren wir Sklaven in Ägypten, doch Gott hat uns aus der Hand des Pharao errettet.

Lit:  Jede Passahfeier erinnert uns an den Auszug aus Ägypten. Daher ist es unsere Pflicht, Gott zu danken, ihn zu loben. Ihn, unseren Gott, der mit uns handelt:
Er führt aus dem Kummer zur Freude, aus der Traurigkeit zur fröhlichen Feier, aus Dunkelheit zu strahlendem Licht.

Alle trinken den 2. Becher!

2.  (= 2.Ecke) (Salbung in Bethanien)

Da klopfte es. Eine Frau trat ein.
Sie hatte hier eigentlich nichts verloren.
Die Freunde Jesu wollten sie schon abwimmeln. Doch da stand sie schon vor Jesus. Sie hat ein Glas voll mit duftendem Salböl in der Hand. Ohne ein Wort zu sagen, gießt sie ein wenig des Öls über Jesu Kopf.

Der ganze Raum beginnt wunderbar zu duften.

Da schimpfen die Freunde Jesu:
Wozu diese Verschwendung?!

Dieses kostbare Öl ist viel zu schade. Es hätte teuer verkauft werden können. Und dann hätten wir das Geld den Armen geben können.

Da sagt Jesus zu seinen Jüngern:
Warum macht ihr die Frau traurig?
Sie hat mir mit dem Öl etwas Gutes getan. Den Armen könnt ihr jederzeit etwas schenken. Ich aber bin nicht mehr lange bei euch.
Ich werde bald sterben. Ich freue mich, dass die Frau so liebevoll mit mir umgegangen ist.

So duftet der Raum wie ein ganzer Blumengarten.  – Legematerial! –

(Die feierliche Segnung der Speisen)

Lit:   Gepriesen bist du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde, der du uns befreit und unsere Väter aus Ägypten geführt hast, der du uns leben ließest bis zu diesem Abend, um das ungesäuerte Brot und die bitteren Kräuter zu essen.
Herr, unser Gott und Gott unserer Väter, dein Wille geschehe durch Jakob, deinen auserwählten Diener, damit dein Name geheiligt werde auf der ganzen Erde und alle Völker eines gesinnt dir dienen. Mit Lobliedern wollen wir dich besingen für unsere Rettung und die Befreiung unseres Lebens.

Tisch decken (3. Ecke), Mazzen auswickeln – Kerze!

Lit:    Lasst uns die Bitterkeit in das Salzwasser tauchen und das ungesäuerte Brot mit Bitterkraut zusammenfügen und es als eine Speise essen, wie geschrieben steht:
„Ungesäuertes Brot und bittere Kräuter sollen wir essen.“

Lit:   Lasst uns nun Charoseth/Mus  zum ungesäuerten Brot und dem Bitterkraut hinzunehmen. Das ziegelfarbige Mus erinnert an die Sklavenarbeit in Ägypten, das Ziegelbrennen zum Bau von Pyramiden.

Alles zusammen essen!

Der 3.Becher wird gefüllt und getrunken!

Zum Fladenbrot wird ein Kelch mit Wein gestellt!

3. (Abendmahl)

Ihr habt es gehört, meine Freunde: Ich werde bald nicht mehr bei euch sein. Heute feiern wir hier in dieser Form zum letzten Mal miteinander. Ich möchte aber, dass ihr nicht traurig seid.

Ihr sollt wissen, dass ich bei euch bleibe, auch wenn ihr mich nicht mehr sehen könnt.           

Und dann nimmt er das Brot und er sagt:
Dieses Brot bin ich selber.

Wann immer ihr euch versammelt und das in meinem Namen tut, dann esst von dem Brot und wisst: Ich bin da.

Und dann nimmt er auch den Kelch mit dem Wein und er sagt:
Genauso ist das mit dem Wein.

Wann immer ihr den Wein miteinander teilt und ihr tut das in meinem Namen, dann sollt ihr wissen: Ich bin bei euch.

Brot und Wein könnt ihr schmecken.
Ich bleibe bei euch und das gilt für alle Zeit.

Austeilung:

„Das Brot des Lebens – der Kelch des Heils“

Die vierte Ecke wird zur Grabesecke umgestaltet.
Großer Stein – brennende Kerze

4. (Golgatha)

Dann kommt die Nacht.
Jesus verlässt den Raum und geht in den Garten Gethsemane.
Soldaten nehmen Jesu fest und führen ihn dem Richter vor.

Er wird zum Tod verurteilt.
Jesus stirbt am Kreuz auf Golgatha.   – Kerze löschen –  

Er wird in einer Höhle begraben.
Ein großer Stein wird vor das Grab gerollt.

5. Ostern

Seil herumgeben – um das Bodenbild legen
Kerze anzünden – in die Mitte stellen


Wir wissen, dass Jesus nicht tot geblieben ist.

Drei Tage später hat Gott ihm neues Leben geschenkt.

Wir dürfen daran glauben
und uns immer wieder vergewissern:
Jesus ist bei uns. Denn wir dürfen, wie heute, Brot und Wein in seinem Namen miteinander teilen. Amen.   

Corona-Eis

Heute auf dem Plöner Markt. Ca 15 Menschen auf leerer Fläche. In der Eisdiele offensichtlich Personal an der Theke. Ich rufe aus 5m Entfernung „2Kugeln Schokolade“. Die Bedienung ruft zurück: „Sie müssen telephonissch bestellen, wir verkaufen nur außer Haus. Ich also dasselbe nochmal ins Handy, gehe zur Theke, zahle und bekomme mein Eis. Hinter mir eine Familie mit 4 Kindern. Eine fragt: „Warum denn so umständlich, sie wusste doch was gewollt war.“ Nun erklären Sie den Sinn deutscher Bestimmungen in dieser Zeit mal einer 7-jährigen!