SCHLICHT

Wünsche mir schlicht die Wahrheit!
Dabei geht es nicht um die eine oder andere Wahrnehmung bestimmter Dinge, sondern darum, bestimmte Tatsachen als solche auch zu akzeptieren. Sicher ist es dabei nicht immer angenehm, sich selber ins Gesicht zu sehen. Der Spiegel hält mein Gesicht aus. Die Frage bleibt eher, wie lange ich aushalte, was das Spiegelbild mir sagt.

Ein Mann erkennt beim morgendlichen Blick in den Spiegel, so erzählt eine Geschichte, dass ihm sein Gesicht abhanden gekommen ist. Hektisch beginnt er zu suchen – in der Badewanne, hinter der Garderobe, im Abstellraum, unter dem Bett – erfolglos. Er stürmt nach draußen, fleht die Nachbarn an, bittet Freunde, ihm bei der Suche zu helfen. Das Gesicht bleibt verschwunden.“

Es ist schlimm, sein Gesicht zu verlieren – ist doch das, was uns ausmacht, das, woran andere uns erkennen, nicht mehr da.

„Nachmittags bekommt unser Mann Besuch von seinem kleinen Enkel. „Opa“, fragt er: „Opa, fahren wir mit deinem Bagger auf die Baustelle? Es ist am schönsten, wenn du fährst!“

Beim Verlassen des Hauses fällt der Blick unseres Mannes in den Garderobenspiegel. Was ihm da entgegenschaut, sind zwei strahlende Augen: Es ist wieder da – sein Gesicht!“