Hier sollen nach und nach alle wichtigen Dinge, die in unserem Leben passieren dokumentiert werden, insbesondere unsere Gottesdienste, unser Leben in Scharbeutz, und was uns sonst noch so umtreibt.
„Die Himmel erzählen die Ehre Gottes und die Erde verändert ihr altes Gesicht“, so heißt es in einem Kirchenlied von Jan Janssen/ Fritz Baltruweit. Kann es einen schöneren Ort als das Strandpodest in Scharbeutz geben, wo Gottes Ehre zum Klingen gebracht wird?
Wieder mischten sich die KlangWellen auch in diesem Jahr mit dem Rauschen des Wassers und dem Brausen des Windes. Als Teil des umfangreichen Programms der Sommerkirche in der Lübecker Bucht erklangen regelmäßig Harfe und Gitalele auf dem Strandpodest in Scharbeutz und luden zahlreiche Strandbummler und Spaziergängerinnen dazu ein, sich von Tönen und Texten mitnehmen zu lassen und sich eine kleine Zeit des Ausruhens und Auftankens für die Seele zu gönnen.
In vielen Begegnungen erlebten wir Frauen und Männer, die in diesen unruhigen Zeiten gerne den Moment des Aufatmens annahmen.
Ein Gebetstext bei den KlangWellen nahm das so auf: „Ich suche Gott – ich suche Ihn hier in der Weite des Meeres – wird er mir hier entgegenkommen? Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt von ihm, der nicht nur in der Weite des Meeres wohnt. Mein Gott hat alle Himmel und Welten geschaffen, und wenn ich ihn bitte, so weiß ich: Er ist da und hilft.
Ich suche Gott – ich suche Ihn hier auf den Wegen, die ich gehe – wird er mir begegnen? Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt von Ihm, der sich nicht nur um den Himmel sorgt. Mein Gott sieht auch meine Schritte hier auf Erden, und wenn ich falle, so richtet er mich wieder auf.“ – nach Psalm 121 –
Die KlangWellen – den Menschen zugute und Gott zu Ehre!
Zuviel an Grausamkeiten – zu viel, als dass meine Seele das verkraften könnte! Ungebremst erreichen uns Unmenschlichkeit und Gewalt in einer Welt, in der wir so nahe zusammen gerückt sind. Schmerz und Leid schier unerträglich. Zu groß scheint der Schmerz – zu groß das Leid, als dass irgendetwas oder irgendeine(r) trösten könnte!
Der Seele
schützend einen
Mantel
umlegen
Drei Frauen – unterwegs – ins Nichts. Verwitwet und damit in ihrer Zeit ohne rechtliche und wirtschaftliche Absicherung. Sie haben nur sich – mehr nicht.
Hier beginnt Marc Chagall zu malen, wo die Worte fehlen: Sie stehen beieinander, die drei Frauen. Ihre Gesichter spiegeln wider, welchen Schmerz sie erfahren haben. Sie halten einander, sie stützen einander. Jede die andere. Beieinander. Nicht allein.
Es ist tröstlich – dieses Bild. Wie der Mantel, der sich um die verletzten Seelen der drei Frauen legt.
Existenzängste, Gewalterfahrungen, Verzweiflung, Tod … die alte biblische Geschichte von Naomi ist wie ein Spiegel für die Erfahrungen unserer Tage – in der Ukraine, im Nahen Osten – vielleicht vermag uns dieser Spiegel zu sehen helfen, wie wir aus der Schockstarre herauskommen, wie wir weitergehen, wie wir einander trösten können.
Gemeinsam auf jeden Fall, gemeinsam weitergehen. Immer wieder der Angst etwas entgegensetzen können: Sich immer wieder vergewissern: Ich bin nicht allein. Immer wieder neu den Mantel um die geschundene Seele legen.
Doch woher kommt die Kraft dazu?
Ich höre eine Freundin erzählen, wie sie Kraft schöpft, wenn sie am Wasser entlang läuft – den Blick in die Weite des Meeres und des Himmels gerichtet – ein anderer spricht davon, wie er sich auspowert – bis an die Grenzen des Belastbaren – und ein wenig Ruhe findet.
Die Natur als etwas, was umfassender, größer als wir selbst ist, kann trösten: Es ist, als dehne sich mit unserem Körper auch unsere Seele, die soeben noch in der Enge ihrer Fixierung auf das eigene Leiden gefangen war, in die Rhythmen des Meeres hinein, in die Bewegung unserer Schritte, in die duftende Atmosphäre des Waldes, in die Weite einer freundlichen Gebirgslandschaft. Für eine Weile fühlen wir uns aufgehoben.
Für mich selbst ist auch die Musik eine Quelle des Trostes: Von den Klängen sich getragen zu wissen, erlaubt meiner Seele ein Aufatmen. Auch hier öffnet sich meine Seele. Erst vor wenigen Tagen durfte ich das wieder erleben: Im kleinen Kreis unserer ‚Musiker-Freundinnen und Freunde‘ haben wir einander Töne/Lieder geschenkt. Und wo Worte fehlen, da fangen Töne mich auf.
So tritt zu den Tönen die Nähe freundlich zugewandter Menschen, die zu trösten vermag.
Trost – das ist wie der Mantel, der sich schützend um meine Seele legt. Die Natur, die Musik, die zugewandten Menschen – diese alle und wohl für jede und jeden selbst vielleicht noch anderes – diese alle eignen sich zu der Ummantelung der Schmerzen.
Naomi, Ruth, Boas und der ihnen geborene kleine Obed leben das, was ich mir zum Trost wünsche: Menschen an meiner Seite, die den Schmerz mit mir aushalten. Die mich nicht mit billigen Worten vertrösten. Die nach Lösungen aus schwierigen Lebenssituationen suchen. Die mit mir weinen. Und die mich erfahren lassen, dass inmitten allen Leids ein Gott da ist, der mich nicht loslässt.
Ja – nach Trost ist mir immer noch bange. Aber ich will darauf vertrauen, dass es eine Zukunft gibt – für mich und für meine Lieben und für die an Leib und Seele Verletzten, ob in der Ukraine oder im Nahen Osten oder sonst wo auf dieser unserer Welt.