Ins Neue Jahr …

Small-Music anstatt Small-Talk !!!

Musikalisches Neujahrstreffen
🎼🔔🪗🎺🕯🎻🎷🎶🎹💫
in der Biberburg

am 8. Januar 2023

Stimmgewaltig begrüßten wir im Kreis von Freunden mit Gitarren, Querflöten, Akkordeon, Klavier und Harfe das Neue Jahr. Wunderschöne Stunden voller Musik, fröhlichem Lachen
und leckerem Essen begleiten uns in ein Neues Jahr.

Nun geh der Weihnacht Freudenschein
mit uns ins neue Jahr hinein,
das Dunkel zu vertreiben !
Herr, schenk es uns in Deiner Gnad, dass wir auch auf dem neuen Pfad bei Dir, dem Lichte, bleiben !

Text: Käte Walter

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Gedanken zu Bonhoeffers Neujahrsgedicht – Schönklinik am 31.12.2022

Von guten Mächten, wunderbar geborgen, gehütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr. Viele werden dieses Gedicht von Dietrich Bonhoeffer kennen, er schrieb es 1944 im Gefängnis. Es wurde zu einem Kirchenlied, mehrfach vertont, fast immer zu Neujahr gesungen.

Aber dazu war es nie gedacht. Es war ein ganz persönlicher Brief an Freunde und an die Familie. Er hat es nicht an seine Gemeinde geschickt, sondern an spezielle Menschen, die ihm etwas bedeutet haben.

Und er, der sich sein ganzes Leben lang mit Christologie und Jesus Christus beschäftigt hat, redet zuerst nicht von Jesus, nicht von Christus, nicht von Gott, sondern von guten Mächten. Wer sind diese guten Mächte? 

Wer seine Bücher über die letzten und vorletzten Dinge gelesen hat der ahnt, dass er mehr damit meint als jenseitige letzte Mächte. Er weiß sich auch getragen von den vorletzten Dingen.

Insbesondere von seiner Familie. Er weiß sich getragen von seinen Freunden. Das Gefängnis in dem er seit einem halben Jahr einsitzt ist nur äußerlich. Natürlich vermisst er die vielen Menschen, mit denen er sich sonst getroffen hat. Er vermisst sicher auch seine Bibliothek, so dass er seine Ethik nicht weiter schreiben kann. Er darf nur wenig Besuch empfangen und kann nur das zu Papier bringen, was in seinem Kopf ist und in den wenigen Büchern, die man ihm mitgebracht hat.

Aber er weiß, was er seiner Familie zu verdanken hat, dem liberalen kritischen Vater, der praktisch denkenden Mutter, der frommen Großmutter. Alle haben ihn geprägt. Mit allen Gedanken hat er sich auseinandersetzen müssen und von allen hat er gelernt. Die guten Menschen, die ihn gefördert und geprägt haben.

Wie die Mächte heißen spielt eigentlich keine Rolle. Das ist sicher auch der Gott Jahwe, von dem es heißt, dass er uns vom Mutterleib an zubereitet hat. Aber auch Buddha, der tröstet, im Leid hilft und sterbende ins Nirwana geleitet.  Auch Shiva der Erneuerer, der die Welt immer wieder verändert. Entscheidend ist der tröstliche Gedanke: Ich bin behütet und geborgen. Es ist kein Schicksal, kein Kismet, was über uns steht und uns beherrscht.

Es ist der gute Geist, der uns die Freiheit führt, den uns selber entscheiden lässt, wie wir unser Leben gestalten wollen.  Wir sind nicht, wie Sartre sagt, zur Freiheit verdammt, sondern zur Freiheit berufen. Für ihn bleibt, um mit Freunden und Familie zu leben, nur dieser Brief. Zeit ihn zu entwerfen hatte er wahrscheinlich im Überfluss. In den Strophen führt er aus, wie er sich getragen weiß im Leid und in der Freude, in der Freiheit und im Gefängnis, alleine und mit den Freunden.

Als ich dieses Gedicht zum ersten Mal gelesen hab, wusste ich nicht, dass es schon eine Vertonung gab. Heute findet man in manchen Gesangbücher sogar zwei Vertonungen eine etwas kitschige und eine sehr altertümlich anmutende. Ich hab damals selber eine Melodie gesucht, die zu dem Gedicht passt.  Die Melodie stammt von einem alten Beerdigungslied der Schwarzen aus Amerika und wenn man bedenkt, dass das für ihn das letzte Gedicht war, was er wahrscheinlich geschrieben hat, ist vielleicht die Melodie sogar passend.

Erst in der letzten Strophe benutzt er das Wort Gott, der am Morgen und am Abend bei uns ist und sicher auch am Morgen und am Abend unseres irdischen Lebens. Er sieht gute Mächte überall am Werk, mitten im Terror seiner Zeit. Und genauso kann man heute gute Mächte am Werk sehen. Wir sehen nicht nur das Grauen im Iran, in Syrien und in der Ukraine. Wir sehen auch Mut und Hilfsbereitschaft. Wir erwarten getrost was kommen mag, denn wir sind von guten Mächten getragen.

Himmel und Hölle – Gottesdienst in Süsel am 19.6.2022

Die Hölle von Irpin. Hier wurden im April 200 Zivilisten auf brutalst Weise gefoltert und umgebracht. Die Hölle von Srebenica. Hier wurden alle männlichen Einwohner erschossen. Die Hölle von Ausschwitz. Massenmord geplant und ausgeführt.

In unseren Nachrichten und Geschichtsbüchern taucht das Wort Hölle immer häufiger auf, es wird gerade inflationär benutzt.

Im Gegensatz dazu wird das Wort auf er Kanzel aus gutem Grund nicht mehr benutzt. Zu lange hatten die Kirchen mit der Angst vor der Hölle Schindluder getrieben und den Gutgläubigen das Geld aus der Tasche gezogen.

Umso mehr erstaunt es, das Jesus im heutigen Bibeltext von Himmel und Hölle redet, als sei das gar kein Problem. Als ich meiner Frau sagte, dass der heutige Bibeltext davon handelt, meinte sie, ich könne ja auch für so eine Vertretung etwas anderes auswählen. Aber ich versuche gerne mich solchen Herausvorderungen zu stellen. Ich habe dann erst mal versucht herauszufinden, woher diese Vorsellung kommt.

Der Gedanke eines Lebens nach dem Sterben hat sich erst langsam im jüdischen Glauben entwickelt.

In den ältesten Psalmen heißt es noch: Wie kann ich Gott loben, wenn ich in die Grube fahre. Also in heutigem Deutsch: Gott lass mich am Leben, sonst hast du einen follower weniger bei Instagramm. In der Auseinandersetzung von Jesus mit den Schriftgelehrten wird dieser Wandel noch deutlich. Die Schriftgelehrten verneinen auf Grund der alten Texte ein Leben nach dem Tode. Jesus sagt, das es nach dem Tode alles anders sein würde als auf Erden, aber Gott auch dann zu seinem Bund steht. In der weiteren Entwicklung des jüdischen Glaubens, hat sich immer mehr die Vorstellung durchgesetzt, dass Gott auch nach dem Tode zu uns steht.

In unserer heutigen Geschichte ist aber gar nicht vom Himmel direkt die Rede, sondern vom Leben in Abrahams Schoss. Also man geht – wie das in vielen Religionen und Kulturen der Welt gelehrt wird – zu seinen Ahnen, zu seinen Vorgängern, die diese Welt verlassen haben. In dem Spiritual, was wir gerade gesungen haben ist dies so wunderschön formuliert:“Wenn du zuerst von dieser Welt gehst, sage allen meinen Freunden dort, dass ich bald nachkomme. „

Aber mit der Vorstellung eines Lebens nach dem Tode, wurde Gottes Gerechtigkeit zum Problem – sollte auch ein Hitler, ein Stalin, ein Pol Pot, ein Molosovic so einfach in Abrahams Schoss gelangen. Ich habe den letzten Namen in der Reihe, den wahrscheinlch viele erwartet hattet bewusst nicht genannt. Wer noch hier lebt hat immer noch die Chance, dass er oder die Situation alles verändert. Und um der Gerechtigkeit Gottes zum Sieg zu verhelfen übernahm man aus anderen Religionen die Vorstellung eines Raums, wo die Verbrechen der Menschen bestraft werden.

Nach Lukas hat Jesus diese Geschichte so erzählt:

19 Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. 20 Ein Armer aber mit Namen Lazarus lag vor seiner Tür, der war voll von Geschwüren 21 und begehrte sich zu sättigen von dem, was von des Reichen Tisch fiel, doch kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. 22 Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben. 23 Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. 24 Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme. 25 Abraham aber sprach: Gedenke, Kind, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet, du aber leidest Pein. 26 Und in all dem besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüberwill, dorthin kommen kann und auch niemand von dort zu uns herüber. 27 Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; 28 denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. 29 Abraham aber sprach: Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören.

Und wenn Jesus sich dann im Kreise seiner Zuhörer umsah, war da mit 99% Sicherheit keiner in Purpur gekleidet, der immer nur sorgenlos und in Freude lebte. Aber seine Zuhörer kannten solche Menschen und hofften, dass diese Warnungen eines Tages auch die Reichen im Land ereichen würden, so wie sie es bei Johannes dem Täufer erlebt hatten. Vielleicht waren um ihn einige arme kranke Bettler, aber die meisten Menschen waren sicher irgenwo dazwischen, weder besonders reich o der extrem arm – vielleicht wie wir?

Für uns stellt sich doch die entscheidende Frage: Sind wir reich oder arm. Wir kleiden uns zwar nicht in Purpur, aber schicke Mode tragen wir gerne. Aber wir liegen auch nicht krank vor der Türe der Reichen.

Wir schimpfen über die Ausbeutung durch die Ölkonzerne und die hohe Inflation. Aber wie reich oder arm sind wir eigentlich?

Die Daten der Wirtschaft sprechen ein deutliches Bild. Das Monatseinkommen weltweit beträgt 730€ ca 200kg Brot (in Kaufkraft um gerechnet) pro Person – eigentlich ausreichend für alle. Aber es ist sehr unterschiedlich weltweit: Im ärmsten Land , Afganistan, sind es 36€ ca 10 kg Brot, in Deutschland 3550€ ca 1000kg Brot und auf den Bermudas 8170€ ca 2150kg Brot.

Weltweit gesehen sind wir also eher reich, aber natürlich gibt es auch bei uns riesige Unterschiede vom Bezieher des Grundeinkommens bis zum monatlichen Einkommensmillioär.

Der Himmel als Abrahams Schoss, also bei den Ahnen seines Volkes und die Hölle als Ort der Pein. Aber kein moralisches Urteil über den Reichen. Die Brüder lebten genauso, dies lässt doch vermuten, dass der Reiche schon so aufgewachsen war und viel ererbt hat. So wie viele von uns bereits in dem reichen Land geboren und aufgeaschsen sind. Er lässt Lazarus vor seiner Tür nicht verhungern, aber er bittet ihn eben auch nicht an seinen Tisch. Die Geschwüre könnten ja ansteckend sein. Die Corona-Angst in manchen Kirchen hier im Kreis lässt grüßen.

Diese Geschichte ist keine prophetische Schau, was einmal sein wird , sondern eine deutliche Warnung an Jesu Zuhörer und an uns: Fühlt euch in eurem Reichtum blos nicht so sicher. Und wenn ihr ganz Afrika das Impfserum verweigert, wundert euch nicht, dass der Kontinent euch in Europa heute auch nicht unterstützt. Und Gas und Ölleitungen lassen sich auch schnell abedrehen. Wenn jetzt das knappe Getreide bei uns ans Vieh verfüttert wird für unsere Steaks, werden die Hungernden in der Welt uns sicher nicht bei unseren sonstigen Problene helfen.

Solidarität zwischen Staaten, Mitgefühl und Hilfe vor Ort wird allen zu gute kommen. Oder wie sich Jesus mal so nett äußerte: Dann macht euch doch wenigstens Freunde mit dem schnöden Mammon, statt ihn zu horten und zu sichern.

Ich stelle mir vor, dass Jesus heute diese Geschichte, wenn er den Mißbrauch des Begriff Hölle in der Kirchengeschichte gesehen hätte, diese etwa so beschrieben hääte, wie in dem kleinen russischen Märchen:

Ein Rabbi kommt zu Gott: „Herr, ich möchte die Hölle sehen und auch den Himmel.“ – „Nimm Elia als Führer“, spricht der Schöpfer, „er wird dir beides zeigen.“ Der Prophet nimmt den Rabbi bei der Hand.

Er führt ihn in einen großen Raum. Ringsum Menschen mit langen Löffeln. In der Mitte, auf einem Feuer kochend, ein Topf mit einem köstlichen Gericht. Alle schöpfen mit ihren langen Löffeln aus dem Topf Aber die Menschen sehen mager aus, blass, elend. Kein Wunder: Ihre Löffel sind zu lang. Sie können sie nicht zum Munde führen.Das herrliche Essen ist nicht zu genießen.

Die beiden gehen hinaus: „Welch seltsamer Raum war das?“ fragt der Rabbi den Propheten. „Die Hölle“, lautet die Antwort.

Sie betreten einen zweiten Raum. Alles genau wie im ersten. Ringsum Menschen mit langen Löffeln. In der Mitte, auf einem Feuer kochend, ein Topf mit einem köstlichen Gericht. Alle schöpfen mit ihren langen Löffeln aus dem Topf.

Aber – ein Unterschied zu dem ersten Raum: Diese Menschen sehen gesund aus, gut genährt, glücklich. „Wie kommt das?“ Der Rabbi schaut genau hin. Da sieht er den Grund: Diese Menschen schieben sich die Löffel gegenseitigin den Mund. Sie geben einander zu essen.

Hier sieht man, Hölle ist nicht der Ort wo Gott straft, sondern wo Menschen einander jede Hilfe versagen, wo Menschen nur an sich und ihren Vorteil denken.

Unser heutiger Bibeltext ist keine Vorhersage, sondern ein Warnung. Im Gegensatz zur Drohung mit der Hölle tritt die Warnung und jeder hat die Möglichkeit die Warnungen zu beachten. Ich wünsche diese Achtsamkeit Ihnen und mir um eines Tages – aber hoffentlich nicht so bald – von den Engeln in Abrahams Schoss getragen zu werden.