Dorf auf der ehemaligen Seekoppel in Bosau ist auf den Hund gekommen
Und das im wahrsten Sinne des Wortes – ganz was Besonderes sollte es sein, dieses wie eine Ferienhaussiedlung anmutende Dörfchen am Ende des Ortes Bosau: Hier will man Gemeinschaft leben, hier achtet man aufeinander, hier soll man aktiv und selbstbestimmt alt werden, ein würdevolles Leben führen können bis zum Ende.
Diese Vision des Gründer-Ehepaars Ulrich und Caroline Reimann hat mich seinerzeit begeistert: meine Restlaufzeit nicht allein und nicht in einer Alten- und Pflegeeinrichtung verbringen zu müssen, eine alternative Lebensform aufzubauen, in dem Menschen miteinander die Tücken des Älter-Werdens gemeinsam meistern können, indem sie einander unterstützen mit dem, was sie noch können, um so bis ins hohe Alter in einem seniorengerechten und ökologischen Dorf ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Die Vision ist wie eine Seifenblase zerplatzt.
1. Das Dorf Uhlenbusch ist in dem, wie es sich heute – auch in der Öffentlichkeit – präsentiert, nicht wirklich auf das Alter ausgerichtet und Menschen, die pflegebedürftig werden, sehen sich gezwungen, das Dorf zu verlassen.
2. Menschen mit eigenen Ideen zur Lebensgestaltung der Gemeinschaft sind nicht erwünscht.
3. Die vom Dorfgründer gepriesene besondere Qualität im Umgang und Gespräch miteinander hat sich ins Gegenteil verkehrt: Der Anspruch, mit Respekt und Toleranz miteinander umzugehen, wird mit Füßen getreten: nicht genehme Bewohner werden ausgegrenzt. Das hat Strukturen von Mobbing und dazu geführt, dass die ‚erste Uhlenbusch-Generation‘ nach und nach den Uhlenbusch verlässt. Diese Ausgrenzungen passieren sehr gezielt: Man enthält bestimmten Mietern Informationen vor, verbreitet Gerüchte über sie, weist sie hin auf ihr Recht kündigen zu können, behandelt sie so, als gäbe es sie gar nicht, und anderes mehr.
4. Das Dorf Uhlenbusch ist von einem zwei Meter hohen Zaun und hohem Tor umschlossen und vermittelt der Umgebung den Eindruck einer hier lebenden elitären Gemeinschaft, die mit anderen nichts zu tun haben will. Dementsprechend wird das Uhlenbusch-Dorf bezeichnet als JVA, Ghetto und Tierversuchsstation; als Bewohnerin habe ich zuweilen den Eindruck, in einem großen Hundezwinger zu leben. Hunde stehen für den Vermieter an oberster Stelle, potentielle Mieter werden danach ausgesucht, ob sie Hundebesitzer sind. So leben in diesem Dorf z.Zt. zirka 20 Hunde auf Wegen und Abwegen, denn nicht jeder Hund ist hier mit seinem Frauchen oder Herrchen unterwegs.
Wie mutiert ist der ursprüngliche Plan eines seniorengerechten Dorfes, in dem man Gemeinschaft lebt! Aus meiner heutiger Perspektive gesehen, hat man uns, die erste Mietergeneration, mit einer Vision für ein alternatives Wohnen im Alter angeworben, uns ‚benutzt als geldgebende Pioniere‘, und kann uns jetzt, da wohl alles im Sinne der GmbH läuft, nicht schnell genug loswerden. Das ist bitter!
Dorothea Brand